Mitte Oktober findet die internationale Buchmesse in Frankfurt statt. Ein passender Moment, um einen Blick auf den Buchhandel hierzulande und die Lesegewohnheiten zu werfen. Dass der Buchladen von nebenan in Zeiten von Amazon & Co. kämpft, davon hat jeder oft gehört und gelesen. Ganz so schlimm scheint es aber nicht zu sein, jedenfalls stirbt das (gedruckte) Buch nicht aus.
Ein paar Zahlen: Im August sanken die Umsätze zwar in allen Sparten des stationären Buchhandels (mit Ausnahme von Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft) im Vergleich zum Vorjahresmonat, am deutlichsten mit 11 Prozent im Bereich Ratgeber. Betrachtet man die Umsätze seit Januar 2014, sind diese fast in allen Monaten gesunken. Wirft man allerdings einen Blick auf die jährlichen Zahlen von 2007 bis 2014, sind die Verluste nicht so dramatisch, wie man im Zeitalter von E-Books und Onlinemedien erwarten würde, denn sie sanken von 9,6 Milliarden auf 9,3 Milliarden Euro. Und der Umsatzanteil von E-Books im Publikumsmarkt in Deutschland lag 2014 bei 5,6 Prozent. Keine Zahl, von der man das Aussterben des gedruckten Buches ableiten kann. Und überhaupt: Besitzer von E-Readern bestellen so wenige Bücher im jährlichen Durchschnitt, dass sich kritische Beobachter fragen könnten, ob die gelesenen Inhalte überhaupt legalen Ursprungs sind. Oder alternativ, ob die E-Reader benutzt werden.
Interessant ist, dass sich laut Prognose das E-Book in puncto Erlös bis 2020 steigern und damit 2014 noch leicht dominierende E-Paper überholen soll.
Wie oft die Deutschen in ihrer Freizeit zum Buch greifen, daran hat sich in den letzten drei Jahren kaum etwas verändert. Natürlich steht auch das Medium Buch in Zeiten der Digitalisierung in Konkurrenz mit dem Internet. Aber selbst bei den Jugendlichen rangiert das Buch laut JIM Studie 2014 im Mittelfeld: 22 Prozent der 14-19jährigen lesen täglich Bücher, weitere 18 Prozent mehrmals pro Woche. 51 Prozent der Mädchen greifen mehrmals pro Woche zum Buch und 8 Prozent zum E-Book. Bei den Jungen sind es 28 bzw. 3 Prozent. Knapp 20 Prozent der Jugendlichen gaben an, überhaupt nicht in ihrer Freizeit zu lesen. Aber auch das gab es wohl schon immer. Und die aktuelle Studie Massenkommunikation 2015 von ARD und ZDF stellt sogar bezüglich der Lesedauer folgendes fest: „Bücher werden von 14- bis 29-Jährigen täglich 22 Minuten (…) gelesen.“
Klar, es wird zunehmend online gelesen. Ob die Gefahr besteht, dass das schnelle Lesen im Internet das reflektierte auf Papier ablösen und damit negative intellektuelle Folgen haben könnte? Bislang gibt es noch keinen wissenschaftlichen Nachweis, ob die digitalen Leseformate Auswirkungen darauf haben, ob Inhalte im Gehirn abgespeichert werden. Junge Leser bestätigen zwar, dass sie beim Lesen am Bildschirm eher von Stichwort zu Stichwort durch die Texte hüpfen, das aber beim Lesen auf Papier nicht tun.
Unser Eindruck ist bei all den Zahlen, dass es für übertriebende Schwarzmalerei an einer empirischen Grundlage mangelt. Während die Wissenschaft also noch forscht, ob und wie sich der Leseprozess im Zeitalter von neuen Medien verändert, schmökern wir auf dem meist verbreiteten Leselieblingsleseort Sofa (71 Prozent) gemütlich weiter in unseren gedruckten oder digitalen Büchern – vielleicht in einer spannenden Neuerscheinung der Frankfurter Buchmesse.