Augmented Reality – Science Fiction für den Alltag

235H
Bild: www.gratisography.com

Augmented Reality (AR). Das nächste in einer schier endlosen Liste immer neuer Buzzwords. Erweiterte Realität meint die digitale Überlagerung unserer realen Wahrnehmung in Echtzeit mit virtuellen – meist visuellen – Zusatzinformationen wie 3D-Objekten, Videos oder Texten. Das klingt nach Science Fiction, nach Zukunft. Dabei ist AR gar keine neue Technologie. Anwendungen gibt es im militärischen Bereich bereits seit den 1980er Jahren. Für eine weite Verbreitung von AR fehlte bislang allerdings eines: die Hardware. Erschwinglich musste sie sein. Und benutzerfreundlich. Der Siegeszug von Smartphone, Tablet & Co. macht es jetzt möglich – AR ist auf dem Weg von einer technischen Spielerei zu einem echten Alltagstool.
Jeder kennt das: Bei der Fußball-Live-Übertragung wird die Entfernung bei Freistößen mithilfe eines Kreises oder einer Linie eingeblendet. Oder wir sind als Touristen in einer uns fremden Stadt. Die Kamera in unserem Smartphone erkennt Sehenswürdigkeiten und liefert uns alle Informationen direkt auf den Bildschirm. Auch Museen nutzen Smartphones und Tablets in ähnlicher Weise bereits für virtuelle Führungen. Und selbst im Online-Shopping begegnet uns AR. Der virtuelle Einrichtungskatalog des Möbelherstellers IKEA ermöglicht es dem Käufer, Produkte aus dem Katalog per Smartphone App in die eigenen vier Wänden zu projizieren.

Brandaktuell ist die Entwicklung sogenannter Wearables, also Hardware, die direkt am Körper getragen wird. Für AR-Anwendungen sind Datenbrillen besonders relevant. Der Internetgigant Google arbeitet an Google Glass, einer Brille mit Mikrodisplay und Kamera, die dem Träger Informationen direkt ins Blickfeld projiziert. Anders als bei Smartphone und Tablet hat der Nutzer hier sogar die Hände frei. Zugegeben, die Technik ist noch nicht ganz ausgereift und von weiter Verbreitung kann auch noch keine Rede sein. Aber in einigen Spezialbereichen sind Datenbrillen bereits sehr beliebt.

In der Medizin wird beispielsweise an einem „Röntgenblick“ für den Operateur gearbeitet. Die TU München forscht an einer Anwendung, mit der minimal-invasive Eingriffe vereinfacht und Risiken minimiert werden sollen. Basierend auf vorherigen Röntgen-, Ultraschall- oder CT- Bildern kann der Chirurg mithilfe einer Datenbrille in den Körper des Patienten „hineinsehen“ und Skalpell, Endoskop & Co. so wesentlich präziser einsetzen. Datenbrillen sind auch unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ groß im Kommen. Monteure oder Lagerarbeiter können sich beispielsweise Arbeitsschritte direkt in ihr Sichtfeld einblenden lassen. Der Logistikkonzern DHL hat in einem Pilotprojekt in einem Lager in den Niederlanden Anfang des Jahres auf diese Weise eine Effizienzsteigerung von 25 Prozent in der Kommissionierung erzielen können.

Datenbrillen, Tablets und Smartphones sind erst der Beginn des technisch Möglichen, 3D-Multitouch Umgebungen und Holografie sind die nächsten Schritte. Das Fraunhofer Institut arbeitet z.B. an der berührungslosen Softwaresteuerung durch Gesten. Werden Programmfenster und Icons zukünftig auch noch holografisch als virtuelle Geräte im realen Raum dargestellt und durch Blicke oder Zeigen mit dem Finger bedient, könnten Endgeräte wie wir sie kennen nahezu vollkommen verschwinden.

Augmented Reality ist tatsächlich ganz real und kann sogar echten Mehrwert bieten, den Möglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Man darf gespannt sein, wohin die Technologie sich zukünftig noch entwickeln wird.