Eine Million US-Dollar in 49 Minuten – so viel Geld brachten Fans von „Pebble Time“ im Frühjahr dieses Jahres auf, um die Herstellung der mittlerweile dritten Generation dieser Smartwatch zu sichern. Angefangen hatte alles 2012 mit einem noch recht unbekannten Startup aus San Francisco, das von privaten Unterstützern so viel finanziellen Zuschuss erhielt, dass es eine massentaugliche Smartwatch noch vor großen Herstellern wie Samsung, Apple und Motorola auf den Markt bringen konnte. Doch wie kommt der warme Geldregen zustande?
Die Lösung heißt Crowdfunding. Unternehmen und Einzelpersonen, die nicht mal eben das nötige Geld für die Umsetzung ihres Projektes übrig haben, können sich mit einem Aufruf an die „Crowd“ wenden. Gemeint sind Menschen, die sich über Internetplattformen an der Finanzierung von Projekten, Produkten und Geschäftsideen beteiligen. Können diese privaten Investoren die angestrebte Mindestsumme in der vorgegebenen Zeit erreichen, wird das Projekt verwirklicht, andernfalls geht das Geld häufig zurück an die Unterstützer.
Von der sogenannten „Schwarmfinanzierung“ gibt es zahlreiche Varianten. Beim klassischen Crowdfunding erhalten die Geldgeber eine nicht-finanzielle Gegenleistung, z.B. eine Nennung im Abspann des produzierten Films oder ein Exemplar des crowdfinanzierten Produktes, wie beispielsweise die Pebble Smartwatch, gratis oder zum Vorzugspreis. Crowdinvesting sichert den Unterstützern Anteile am Unternehmen. Dies kann zu profitablen Gewinnen führen, im Falle eines Scheiterns jedoch auch zum kompletten Verlust des Einsatzes. Beim Crowdlending geben die Förderer Kredite an Privatpersonen oder Unternehmen und erhalten ihr Geld später verzinst oder unverzinst zurück. Spenden Crowdfunding funktioniert ohne Gegenleistung – hier wird einfach Geld gespendet.
Als weltweit erstes Crowdfunding-Projekt gilt der Aufbau der Freiheitsstatue in New York. Dafür startete der Herausgeber Josef Pulitzer 1885 einen Spendenaufruf in seiner Zeitung „The New York World“ und sicherte so die Finanzierung. Als Gegenleistung erhielt jeder Spender eine namentliche Nennung in der Zeitung. Auch heute noch sind die USA unangefochtener Spitzenreiter im Crowdfunding. Allein im vergangenen Jahr betrug das eingesammelte Kapital in Nordamerika 9,5 Milliarden US-Dollar, Asien und Europa liegen mit 3,4 und 3,3 Milliarden US-Dollar dagegen weit zurück.
In Deutschland gibt es Crowdfunding seit 2010. Größere Bekanntheit hat das Thema 2011 durch den crowdfinanzierten Film „Stromberg“ erhalten – das bis dato hierzulande bekannteste Projekt. Eine Million Euro hat die Produktionsgesellschaft Brainpool TV in weniger als einer Woche durch das finanzielle Engagement von Privatleuten gesammelt. Der Stand heute: Einer aktuellen Umfrage zufolge hat jeder zweite Deutsche schon von Crowdfunding gehört, doch nur jedem Vierten ist klar, was sich dahinter verbirgt. Selbst an einem Crowdfunding-Projekt beteiligt haben sich bislang nur 7,3 Prozent der Bevölkerung. Bis Ende 2014 wurden in Deutschland insgesamt 3.957 Crowdfunding-Projekte beendet, 2.067 davon erfolgreich. Und der Markt wächst: Während Anfang 2011 nur 80.000 Euro investiert wurden, waren es Anfang 2015 bereits 18,7 Millionen Euro.
Plattformen klassisches Crowdfunding: u.a. Startnext, VisionBakery, Sciencestarter
Plattformen Crowdinvesting: u.a. Companisto, DEUTSCHE-MIKROINVEST, Innovestment, Seedmatch
Plattformen Crowdlending: u.a. auxmoney, Lendico, smava, Zencap
Plattformen Spenden Crowdfunding: u.a. Betterplace, KIEZHELDEN, Socialfunders