Männer kaufen. Frauen shoppen. Stichwort Gender Commerce

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Schon mal reflektiert, wie Sie online einkaufen? Die Geschlechter legen bei der Produktauswahl und der Kaufentscheidung in E-Shops ganz unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag. Gender Commerce, die Berücksichtigung geschlechterspezifischer Unterschiede bei der Gestaltung von E-Shops, gewinnt jedoch erst in jüngster Zeit an Bedeutung. Noch sind die meisten Online-Shops weitestgehend auf die Bedürfnisse der Männerwelt zugeschnitten. Aus Sicht der E-Shop Betreiber ein Fehler, denn Frauen tätigen mit ihrer stetig steigenden Kaufkraft bereits mehr als die Hälfte der Online-Einkäufe. Gelingt eine geschlechterspezifische Kundeansprache – so die Hoffnung – können Online-Händler erhebliche ungenutzte Budgetpotentiale verwirklichen.

Die Gender Commerce Expertin Astrid Wunsch erläutert die zentralen Unterschiede im Online-Shopping-Verhalten von Männern und Frauen: Laut ihrer Beobachtungen kaufen Männer bei Bedarf und mit sehr konkreten Vorstellungen. Haben sie einen Artikel gefunden, der ihre Bedürfnisse erfüllt, schließen sie den Kauf ab. Ihr Entscheidungsprozess läuft weitgehend linear ab: Schritt für Schritt, ohne sich ablenken zu lassen. Dabei legen sie Wert auf technische Daten zum Produkt. Die Such- und Filterfunktionen von E-Shops sind für sie ideal, denn sie wissen schon genau wonach sie suchen.

Das Online-Shopping-Verhalten ist bei Frauen laut Wunsch vielschichtiger. Sie kaufen für zukünftige Bedürfnisse und stöbern nach neuen Ideen. Sie entscheiden erst, wenn Sie einen umfassenden Überblick über das Angebot haben. Dabei kann es vorkommen, dass sie mitten im Einkauf ihre Auswahlkriterien verändern. Frauen suchen nicht, sie finden. Sie zu inspirieren und ihnen Ideen für neue Produkte zu liefern, z.B. durch eine katalogähnliche Gestaltung des Shops, muss das Ziel des Betreibers sein. Styling-Tipps, Produkt-Empfehlungen und Beratungsangebote sind willkommen, denn sie präsentieren das Produkt im Kontext und unterstreichen seinen Nutzen.

 

Eine weitere Angewohnheit, die Männern eher fremd ist, betont die Gesellschaft für innovative Marktforschung in ihrer aktuellen Studie „kauFRAUsch„: Frauen nutzen den Warenkorb, um eine Vorauswahl zu treffen oder die Kaufentscheidung noch einmal zu überdenken. Die Kundin möchte so insbesondere Impulskäufe vermeiden, denn auch der virtuelle Geldbeutel wird von ihr nur ungern spontan gezückt. Im Warenkorb sammelt sie, was ihr gefällt und parkt es dort manchmal für mehrere Tage, bevor sie eine endgültige Entscheidung trifft. E-Shop Betreiber sollten daher darauf achten, dass Warenkörbe automatisch gespeichert werden; auch über mehr als nur ein paar Stunden. Denn nichts ist für „Frau“ frustrierender, als wenn die ganze Vorarbeit verloren geht.

 

Auch wenn E-Shops bisweilen die Bedürfnisse der Frauen vernachlässigen, haben Männer und Frauen scheinbar Möglichkeiten gefunden, ihre jeweiligen Stärken und Schwächen gewinnbringend zu kombinieren. Sie shoppen im Team: Frauen bereiten die Online-Käufe vor. Sie arbeiten sich durch Produktlisten und treffen eine Vorauswahl, die im Warenkorb gespeichert wird. Anschließend kommt der Mann ins Spiel: Er beschäftigt sich eingehender mit den technischen Details, liest Testberichte und Kundenrezensionen und schaut sich Produktvideos, an. Die finale Entscheidung trifft das Paar gemeinsam. Männer und Frauen bilden somit beim Online-Shopping das perfekte Team: Jeder macht, was er am besten kann und was ihm Spaß macht. Dennoch wird der Trend zukünftig wohl in die Richtung einer geschlechterspezifischen Kundenansprache gehen.