Digitalisierung im Mittelstand – eine heterogene Bestandsaufnahme

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Stichwort Disruption. Wie ein Wirbelsturm fegt die Digitalisierung gerade über Deutschland hinweg und hinterlässt eine grundlegend veränderte Unternehmenswelt. Prozesse, Produkte, Dienstleistungen, ja ganze Geschäftsmodelle verändern sich in der Industrie 4.0. Big Data, Cloud Computing und E-Commerce machen dabei vor nichts Halt, auch nicht vor dem erfolgsverwöhnten deutschen Mittelstand. Doch gerade das Rückgrat der deutschen Wirtschaft scheint so seine Schwierigkeiten mit der Digitalisierung seiner Geschäftsmodelle zu haben. Schon werden Stimmen laut, die den Mittelständlern vorwerfen, wichtige digitale Trends zu verschlafen und den Anschluss zu verlieren.

Die Unternehmensberatung Ernst & Young liefert in einer aktuellen Studie eine umfangreiche Bestandsaufnahme zur Digitalisierung im deutschen Mittelstand. Das Ergebnis: Der Mittelstand droht zu einer digitalen Zweiklassengesellschaft zu werden. Auch wenn ein großer Teil der Unternehmen bereits für die Bedeutung der Digitalisierung sensibilisiert ist und digitale Technologien Einzug in die Geschäftsmodelle gefunden haben, scheitert jeder dritte Mittelständler der Studie zufolge beim Versuch, stärker auf den Trend der Digitalisierung zu setzen. Die größten Probleme sind zu kleine Budgets, Fachkräftemangel oder fehlendes Knowhow im eigenen Betrieb. Ausgerechnet kleine Mittelständler geraten so schnell ins Abseits, ebenso wie Unternehmen in schwierigen wirtschaftlichen Lagen. Dabei könnten gerade sie von den Effizienzgewinnen durch die Digitalisierung profitieren. Es muss sich also einiges ändern. Denn egal ob Onlinebezahlung, digitale Kundenbetreuung oder automatisierte Produktion – die Bedeutung digitaler Technologien wird weiter zunehmen.

Auch wenn die gute Konjunktur die Digitalisierungs-Defizite bislang noch überdeckt, sobald die Zeiten sich verschlechtern, werden Unternehmen ohne ausgefeilte Digitalisierungsstrategie große Wettbewerbsnachteile spüren. Trotzdem: Kein Grund das Handtuch zu werfen, denn für digitale Nachhilfe ist bereits gesorgt. Die deutsche Tochter des US-Konzerns Facebook hat es sich zum Beispiel zur Aufgabe gemacht, dem Mittelstand mit der Initiative „Digital durchstarten“ unter die Arme zu greifen. Unternehmen stehen auf der zugehörigen Internetseite kostenlos Lehrvideos, Leitfäden, Praxisbeispiele oder auch Präsentationen zum Thema Digitalisierung zur Verfügung. Auch eine Veranstaltungsserie läuft im Rahmen der Initiative.

Wer keine Nachhilfe von Facebook möchte, kann sich den einen oder anderen Kniff bei der jüngeren Konkurrenz abgucken. Der Mittelstand bekommt nämlich gerade digitalen Zuwachs durch Unternehmen mit originär digitalem Geschäftsmodell, die sehr erfolgreich Nischen besetzen und First-Mover Potentiale ausschöpfen. Das Spektrum reicht dabei von Elektronikfirmen, die sich zu Digitalexperten gewandelt haben bis hinein in die Start-up Szene. In seiner März Ausgabe stellt das manager magazin diese Hidden-Tech-Champions Deutschlands vor. Eines von ihnen ist Adtelligence, das mit Big-Data Analysen und künstlicher Intelligenz das Nutzererlebnis in Online-Shops personalisiert. Der Erfolg gibt dem Geschäftsmodell recht: Das 2009 gegründete Unternehmen mit seinen rund 70 Mitarbeitern erzielte zuletzt einen Umsatz von acht Millionen Euro.