Haben Sie auch schon einen Pummeluff?!

www.pixabay.com/de
www.pixabay.com/de

Was ist das für ein gesellschaftliches Phänomen, das vom Grundschüler mit Pennyboard unterm Arm bis zum gestandenen Banker seit einigen Wochen weltweit um uns greift? Was führt an bisher wenig Bedeutung geschenkten Plätzen plötzlich zu großen Menschenansammlungen, bei denen die Beteiligten verbindet, fast unentwegt auf ihr Smartphone zu blicken und einzelne Städte sogar dazu verleitet, die Verkehrsführung zu ändern und mobile Toiletten aufzustellen?

Natürlich, die Rede ist von Pokémon Go, der App für Apple- und Android Smartphones also, die seit ihrem Erscheinen im letzten Monat bereits über 100 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Aber was sind die Faktoren, die einen solchen Hype auslösen konnten?

Das Spielprinzip ist denkbar einfach und vielleicht gerade deshalb einer der Gründe für das gegenwärtige Massenphänomen: Man begibt sich als Spieler in die Rolle eines Pokémon-Trainers und verfolgt das Ziel, möglichst viele Pokémons (Pokémon ist eine Wortverschmelzung aus Pocket und Monster, also „Hosentaschenmonster“) zu fangen, sie zu trainieren und gegen andere Pokémons antreten zu lassen. Das klingt und gestaltet sich nicht wirklich kompliziert und begeistert daher – neben der verspielten Optik – auch die jüngere Bevölkerung bereits nach dem ersten Starten der App. Bedenkt man, dass die Marke Pokémon bereits seit 1996 auf den Markt ist und schon damals neben den verschiedenen Videospielen für Game Boy, N64 und Co. und angebundener Merchandising-Maschinerie für einen riesen Erfolg sorgte, verwundert es nicht, dass die Generation von damals auch heute noch sehr schnell auf den Pokémon-Zug aufspringt. Sei es aus Nostalgie, oder aus reiner Neugierde, was sich seit damals so bei den Monstern mit interessanten Namen wie Taubsi, Rattfratz oder Pummeluff getan hat. Die App spricht also eine breite Bevölkerung an und hat einen Teil ihres Erfolgs bereits vor 20 Jahren geebnet.

Was die App aber so besonders macht, ist die Nutzung von GPS-Daten bei der Monsterjagd, also realen Standortdaten des Spielers. Der wirklichen Welt werden dann im klassischen Sinne der Augmented Reality virtuelle Objekte beigesteuert, die im Spiel mit der Wirklichkeit verschmelzen. An besonderen Orten in der realen Umgebung befinden sich so oft auch spielrelevante Orte wie z.B. Arenen zum Ausfechten von Kämpfen zwischen den Monstern. Das führt dazu, dass manch ein Nutzer der App sein Umfeld ganz neu oder überhaupt erst entdeckt. Damit einher geht, dass sich der Ort des Spielens nach Draußen verlagert, weg vom heimischen Fernseher oder PC. Bei Pokémon Go muss man sich aktiv im Freien bewegen um Monster zu fangen und erfolgreich zu sein. Damit steigert die App sogar den Kalorienverbrauch, so Gründerszene.

Ein weiterer, oft bemühter instinktiver Ursprung des Menschen passt auch hier: der des Jägers und Sammlers. Überspitzt ausgedrückt steckt es somit tief in unser aller DNA, Pokémons zu finden und diese zu sammeln. Zusätzlich wird der Wettbewerbsgedanke durch Kämpfe mit den Monstern anderer Spieler und die Anzahl an bereits gesammelten Monstern bedient. Was deutlich wird: Pokémon Go ist nicht auf das Alleinespielen ausgelegt, vielmehr soll mit anderen Spielern interagiert werden und man ganz gezielt an bestimmten Orten Gleichgesinnte treffen. Das gemeinsame Interesse verbindet und stärkt das Zugehörigkeitsgefühl, zumal Monster an einer bestimmten Stelle von jedem Spieler eingefangen werden können und man sie sich so nicht gegenseitig wegschnappen muss. Das fördert auch das gemeinsame „auf die Jagd gehen“.

Es gibt zahlreiche Faktoren, die den Erfolg von Pokémon Go begründen und das Phänomen erklären. Nintendo ist mit seinen Partnern definitiv ein finanziell rentabler Coup gelungen, der alle Kritiker des japanischen Videospieleherstellers Lügen straft, man habe das Smartphone-Zeitalter verschlafen. Und ein längerfristiger Erfolg scheint durch bereits angekündigte Upgrades des Spiel ebenfalls sichergestellt zu sein. Doch auch andere Unternehmen profitieren von der App.

Was schon jetzt feststeht: Aus kommunikativer Sicht ist das Pokémon-Fieber diesen Sommer eines der absoluten Spaßthemen!