Essengehen 2.0

Foto: picjumbo
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Werden Kellner durch Apps ersetzt und Köche durch 3D-Drucker? Gut möglich. Essengehen hat in Zukunft vermutlich nicht mehr viel mit in Leder gebundenen Speisekarten, Kerzenschein und diskreten Kellnern zu tun. Denn schon heute zeigt sich, wie der Trend in der modernen Gastronomie aussehen könnte.

In der Data Kitchen in Berlin braucht der Gast keinen Kellner mehr, um zu bestellen. In dem Digitalrestaurant läuft fast alles per App. Einmal angemeldet kann man sein Frühstück oder Mittagessen bequem von zuhause oder vom Büro aus ordern und zum Wunschtermin frisch zubereiten lassen. Das fertige Gericht steht in einer mit Namen beschrifteten Glasbox bereit, die sich mit der App öffnen lässt. Bezahlt wird natürlich ebenfalls digital. Das alles ist nicht besonders persönlich, geht aber schnell. Und das ist der Sinn: Zeit zu sparen in der Mittagspause. Damit man noch etwas einkaufen oder sich die Beine vertreten kann, ehe es zurück an den Schreibtisch geht.

Digital geht es auch beim TKWY in Ahaus zu. Betreiber ist ein Software-Unternehmen, das mit dem Schnellimbiss neue Technologien testet. Die Speisekarte in der App zeigt das gesamte Angebot von Pommes bis Döner in 3D. Hier wird mit Augmented Reality experimentiert, was das Zeug hält. Während die Kamera des Smartphones die reale Umgebung aufnimmt, baut die App die 3D-Modelle der Gerichte ins gezeigte Bild. Ganz nach dem Konzept: Es schmeckt nirgends so gut wie zuhause. Schließlich hat das TKWY neben seiner Niederlassung auch einen Lieferservice, der abends das Essen nach Hause bringt.

Auch das Kochen wird vielleicht bald schon computergesteuert, wie im Food Ink zu sehen ist. Auf seiner Welttournee hat das Pop-up Restaurant im Dezember in Berlin Halt gemacht. Das Besondere: Das Essen kommt aus dem 3D-Drucker. Und nicht nur das, auch Tische, Stühle, Geschirr, Besteck und Deko wurden mit dem Drucker erzeugt. Die Speisen sollen eine abgewandelte Form der Molekularküche darstellen. Alles, was irgendwie als Paste zubereitet wird, kann durch den Drucker gejagt werden: von Tartar und Kaviar über püriertes Obst und Teige bis zu Schokolade und Pudding. Der Drucker erwärmt die Lebensmittelpaste und presst sie Schicht für Schicht auf den Teller. Perfekt, aber wenig emotional und weit entfernt von der Handwerkskunst eines Kochs.

Wie es genau mit der Zukunft der Gastronomie weitergehen könnte, erforscht zurzeit die Universität im niederländischen Wageningen. Sie betreibt das Restaurant der Zukunft auf dem Campus, ein riesengroßes Versuchslabor mit totaler Überwachung. Die Gäste werden bei jedem Schritt und Bissen gefilmt, versteckte Waagen messen ihr Gewicht, Sensoren in den Stühlen ermitteln den Body Mass Index und die Herzfrequenz. Das Ziel ist herauszufinden, warum man wann und wo was und wieviel isst. Und wodurch wir bei der Nahrungsaufnahme beeinflusst werden: Farben, Licht, Geräusche, Gerüche, Tellergröße, Tischgröße und so weiter. Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Bei rotem Licht essen Menschen langsamer, aber dafür mehr. Nicht überraschend: Ein süßer Duft steigert die Lust auf Desserts. Wein in schwarzen Gläsern senkt den Alkoholkonsum. Und Frauen essen weniger, wenn Männer mit am Tisch sitzen. Tiefergehende Untersuchungsresultate sollen aber erst am Ende des auf zehn Jahre angelegten Experiments vorliegen.