Im Blog-Gespräch: Volker Himmelberg, Redakteur der Rheinischen Post in Geldern, über die Medienarbeit von Unternehmen vor Ort
Wie wichtig ist der Umgang von Unternehmen mit der Presse am Standort?
Selbst global agierende Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass es schnell ungemütlich werden kann, wenn am Standort vor der Haustür Probleme auftauchen. Daher ist in jedem Fall Transparenz gefragt. Beispiele: Bewohner einer Kleinstadt drücken bei gelegentlicher Geruchsbelästigung etwa durch ein Chemieunternehmen gerne ein Auge zu, wenn sich dieses in der Lokalpresse als großer Arbeitgeber mit guten Arbeitsbedingungen präsentiert. Ähnliches gilt, wenn etwa die Erweiterung einer Zufahrtsstraße zum Autobahnanschluss umstritten ist oder der eine oder andere Baum für zusätzliche Parkplätze gefällt werden muss. Wenn in der Presse glaubhaft vermittelt wird, dass solche Pläne unabdingbar sind, steht der Verwirklichung meistens nichts mehr im Wege. Gerne berichtet die örtliche Presse auch über die Zahlung von Gewerbesteuer, die lebenswichtig für jede Kommune ist. Unregelmäßigkeiten oder Steuertricks können schnell hohe Wellen schlagen. Gerne gesehen wird auch, wenn Unternehmen sich als guter Nachbar präsentieren – ein Bericht über die Spende eines Klettergerüstes für die Kita oder Sitzbänke für das Seniorenheim nebenan sorgen für viel Gesprächsstoff und Sympathiepunkte.
Haben es Unternehmen, Institutionen und Vereine heute leichter oder schwerer in der lokalen Berichterstattung vorzukommen?
Generell haben es Unternehmen, Institutionen und Vereine aktuell wieder leichter, in der lokalen Berichterstattung berücksichtigt zu werden. Die meisten Tageszeitungen besinnen sich wieder auf ihr Kerngeschäft und starten daher so genannte „lokale Offensiven“. Grund: Die Menschen fühlen sich von der globalen Ereignisflut überfordert und interessieren sich wieder für das Geschehen vor Ort. Gefragt sind in diesem Zusammenhang auch „B2B“-Geschäfte. Beispiel: Zeitung startet Serie im lokalen Wirtschaftsteil zu einem bestimmten Thema, präsentiert von Unternehmen XY. So kann eine „Energie-Serie“ zur Imagekampagne für die Stadtwerke werden.
Was muss passieren, damit ein lokales Ereignis sogar deutschlandweit Beachtung findet?
Unternehmen müssen ein Gespür dafür bekommen, was die Menschen emotional bewegt. Wenn eine Firma sich beispielsweise in der heutigen Zeit mustergültig um die Integration von Flüchtlingen kümmert, wird das anhand von konkreten Einzelfällen ganz schnell hohe Wellen schlagen. Entscheidend kann auch ein emotional berührender Einzelfall sein. Beispiel: Familie XY wird beim Autokauf im Internet übers Ohr gehauen. Autokonzern hört davon und stiftet über den Händler vor Ort einen Gebrauchtwagen. Generiert garantiert hohe Klickzahlen im Internet.
Welchen Rat geben Sie Unternehmen in punkto Öffentlichkeitsarbeit?
Entscheidend ist, dass der Begriff Öffentlichkeitsarbeit ernst genommen wird. Bevor Meldungen verschickt werden, sollte man sich ganz sicher sein, dass diese auch tatsächlich die Öffentlichkeit interessieren. Wenn die Interessen des Unternehmens im Vordergrund stehen, merken Journalisten das in der Regel sofort und verwenden die Ablage P – es heißt schließlich nicht Unternehmensarbeit.