„In“ ist, wer „out“ ist – hoch lebe die Anti-Fashion-Community!

 

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Die Begriffe „Anti-Fashion“ und „Normcore“ stehen gerade hoch im Kurs. Wer jetzt denkt, dass mit dieser Bewegung diejenigen gemeint sind, die Mode für vollkommen überflüssig halten, der irrt. Diese Personengruppe wird um das Thema Mode voraussichtlich auch weiterhin einen großen Bogen machen.

Auszusehen wie „Normalos“ dagegen ist Trend und so kleiden sich Modebegeisterte bewusst unmodisch. Die Bezeichnung „Normcore“, kombiniert aus den Begriffen „normal“ und „hardcore“, beschreibt also den Gegenpol zum Glamour. Zurück zum Unauffälligen – mit durchschnittlicher Kleidung in der Masse unterzugehen, lautet die Devise. Der Unterschied zwischen Fashion-Victim und Mode-Ignorant ist dabei natürlich trotzdem erkennbar: Es handelt es sich schließlich um „Anti-Fashion“.

Die Kleidung soll zwar auf den ersten Blick neutral und unauffällig sein, sodass keine Rückschlüsse auf Persönlichkeit, Alter oder Szenezughörigkeit möglich sind. Auf den zweiten Blick muss dann aber deutlich werden, dass das Outfit alles andere als zufällig entstanden ist – am besten durch ein sichtbares cooles Label. Mit weißem No-Name-Shirt und ausgewaschener Jeans wird man also nicht automatisch zur Anti-Fashionista. Mit Outfits von dem französischen Designer-Label Vetements hat man dagegen sehr gute Chancen in den Fashion-Olymp aufzusteigen. Prominente wie Rihanna und Kanye West schwören auf dieses Label, das mit dem „Normalen“ zu provozieren versucht. Für den Normalo-Look von Vetements muss die Kundschaft aber schon tief in die Tasche greifen, denn Jeans für 1500 Dollar oder T-Shirts für 245 Dollar sind keine Seltenheit.

Die Anti-Fashion Bewegung auf den Normcore-Style zu reduzieren, wäre allerdings zu kurz gegriffen. Sie umfasst auch die Mode, die mit Andersartigkeit eine Norm brechen und Grenzen überschreiten soll. Anti-Fashion Designer wollen mit ihrer Kleidung Statements setzen und eine gesellschaftspolitische Aussage vermitteln –Aufstand gegen das Establishment. Stil-Ikone Coco Chanel kann demnach als eine Vorreiterin gesehen werden, als sie die Frauenmode in den 1920er Jahren revolutionierte und für Frauen erstmals geradlinige, bequeme Kleidung entwarf. Ein Anti-Fashion Designer der Gegenwart ist der in Berlin ansässige Australier Benji Chandler mit seinem Label BLACK/KRSNA. Jeder kann alles tragen, denn es gibt keine geschlechtsspezifische Kleidung. Unisexkleidung, die saison- sowie trendunabhängig ist und somit nicht dem Mainstream entspricht, sondern dem Träger Spiritualität verleihen soll.

Auch Avantgarde Mode kann als eine Form von Anti-Fashion bezeichnet werden. Die japanische Anti-Fashion Designerin Rei Kawakubo, die ihre Kollektion unter dem Label Comme des Garçons vertreibt, ist ein Beispiel dafür. Sie sieht sich selbst als Künstlerin und nicht als Modedesignerin. Daher ist es auch nicht ungewöhnlich, dass man mit ihren Avantgarde Outfits zunächst eher bildhauerische Objekte assoziieren würde und nicht unbedingt Kleidung.

Zwischen Unscheinbarkeit und Aufschrei: So ganz lässt sich die Anti-Fashion Bewegung nicht in eine Schublade stecken. Das wäre auch irgendwie…unpassend.