Woher wissen Sie, dass dieser Text von einem Menschen geschrieben wurde? Sie denken, wenn diese Frage vorangestellt ist, sind die folgenden Zeilen bestimmt human entstanden. Sicher? In diesem Fall ist das richtig. Dennoch ist es schon heute so, dass künstliche Intelligenzen Fähigkeiten erreichen, die eine Unterscheidung von Mensch und Maschine immer schwieriger machen. Das für computergenerierte Texte benötigte Zusammenspiel von Natural-Language-Generation-Programmen (NLG), Machine-Learning-Software und Künstlicher Intelligenz (KI) wird nämlich immer ausgereifter.
Beispiel: Die „New York Times“ hat diese Thematik in einem mehrteiligen Quiz unter dem Motto „Did a Human or a Computer Write This?“ veranschaulicht. Den Anfang machte eine Kurzmeldung im Telegrammstil. „Ein Erdbeben der Stärke 4,7 auf der Richterskala wurde am Montagmorgen fünf Meilen von Westwood, Kalifornien, laut US Geological Survey gemeldet. Das Beben ereignete sich um 6.25 Uhr pazifischer Zeit in einer Tiefe von fünf Meilen.“ Verfasst hat diese Meldung ein Algorithmus namens „Quakebot“, der seismografische Daten bezieht und sie nach einer definierten Schablone zu einem Text zusammenbaut. Der Bot ist so programmiert, dass er auf eine Information des U.S. Geological Survey reagiert. Keine drei Minuten nach dem Ereignis veröffentlichte die „Los Angeles Times“ die Meldung. Wäre sie nicht mit einem Hinweis versehen gewesen, hätte der Leser die maschinelle Urheberschaft wohl nicht erkannt.
Zweiter Text zum Mitraten: „Apples Gewinne während der Ferienzeit 2014 waren rekordverdächtig. Das Unternehmen machte 18 Milliarden Euro Gewinn bei 74,6 Milliarden Umsatz.“ Auch hier könnte man angesichts des Stakkato-Stils einen Bot am Werk vermuten. Diese Meldung stammt jedoch von einem Redakteur des „Business Insider“.
Wie entscheiden Sie hier? „Kitty konnte lange Zeit nicht einschlafen. Ihre Nerven waren dünn wie Drahtseile und selbst ein Becher Glühwein, den Vronsky ihr zubereitete, half ihr nicht.“ Diese Textpassage entspringt der russischen Novelle „True Love“ – stilistisch Prosa und weniger Schema-F der Maschinenschreiber. Doch wurde die Novelle von einem Computer geschrieben – 320 Seiten in 2,5 Tagen. Das Werk, am Stil des japanischen Autors Haruki Murakami angelehnt, wird sicherlich keinen Literaturnobelpreis erhalten. Doch die Textauswahl der NYT macht deutlich, dass wir künftig nicht mehr sicher wissen können, wer für die Textproduktion verantwortlich zeichnet.
Roboter sind im Journalismus und damit auch in der PR auf dem Vormarsch. Das liegt auf der Hand. Sie sind billiger, schneller, brauchen keinen Urlaub und produzieren einfache Informationen wie Finanz-, Sport- oder Wetternachrichten, die keiner investigativen Recherche und Einordnung bedürfen, zuverlässig wie am Fließband. Die US-Nachrichtenagentur AP setzt eine Software der Firma Automated Insights ein, die pro Quartal rund 4.000 standardisierte Sport- und Finanzberichte erzeugt. Die menschlichen Reporter schaffen nur ein Zehntel dieses Pensums. AP hat sich zum Ziel gesetzt, in den kommenden drei Jahren 80 Prozent ihres Nachrichtenangebots zu automatisieren. Weitere amerikanische Medien wie „Forbes“, „New York Times“ und „Los Angeles Times“ sind schon dazu übergegangen, Teile ihrer Nachrichtenproduktion Robotern anzuvertrauen.
Was die Technik zu leisten im Stande ist, demonstrierte im letzten Jahr IBMs Supercomputer Watson. Er durfte bei dem Marketingmagazin „Drum“ für eine Ausgabe den Chefredakteur mimen – und hat das mit Hilfe seiner Programmierer überraschend gut geschafft.
Ist das jetzt das Ende des Journalismus wie wir ihn kennen? Ja, denn der Wandel zur Automatisierung ist keine Zukunftsvision, sondern bereits in vollem Gange. Wir können uns also schon mal daran gewöhnen, dass wir vermehrt – auch kreative – Texte von Robotern lesen.
Für die PR tun sich unter dem Label Cognitive PR Algorithmen auf, die viele Grundlagenarbeiten wie Recherchen, Monitoring oder Faktenprüfung übernehmen und im Newsdesk Daten kanalgerecht bereitstellen sowie Presseanfragen faktisch beantworten können.
Leben wir also längst in der smarten neuen Welt? Noch nicht ganz, aber smarte Technologien begegnen uns immer häufiger und stehen den menschlichen Leistungen in immer weniger Aspekten nach. Und wo bleibt der Mensch? Es bleibt zu hoffen und eventuell dafür zu streiten, dass er den Kontext bestimmt, Einordnungen vornimmt und weiterhin eine menschliche Meinung vertritt.