WGs kennt vermutlich jeder noch aus Studentenzeiten. Nur die wenigsten Menschen teilen sich auch zu Berufszeiten noch eine gemeinsame Wohnung oder gar ein Haus. Doch als Teil der Sharing Economy ist „Co-Living“ mittlerweile zum Trend geworden: Tagsüber wird an beruflichen Projekten gearbeitet, sich ausgetauscht, gegenseitig unterstützt und inspiriert und abends wird oft zusammen gekocht, bevor alle zum Schlafen ein paar Meter weiter in ihre Zimmer verschwinden. Unter Co-Living versteht man also eine Wohngemeinschaft, die sich gleichzeitig auch eine Arbeitsfläche teilt. Es ist quasi die Weiterentwicklung von Co-Working, bei dem Berufstätige zunächst nur ihren Arbeitsplatz in gemeinsam genutzte Büroräume verlagert haben. Co-Living geht da noch einen Schritt weiter und bezieht auch das soziale Leben mit ein.
Doch wer nutzt diese Wohn- und Lebensform eigentlich? Die Bewohner sind meist selbständig oder oftmals Gründer von Start-ups, es sind junge kreative Menschen, die ihrem Beruf ohne festen Arbeitsplatz nachgehen. Anstatt sich ständig nur alleine mit den eigenen Themen zu befassen, profitieren die Bewohner dieser gemischten Wohn- und Arbeitsform durch die Nähe zueinander vom Brainstormen, Weiterdenken und gegenseitigem Hinterfragen von Ideen und Konzepten und können gleichzeitig ihr soziales Leben pflegen. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, wenn Arbeitsthemen beim Frühstücken oder Kochen diskutiert und die Auszeiten mit gemeinsamen Yoga-Stunden oder Partys verbracht werden.
Millennials als Zielgruppe
Insbesondere die Millennials, die Altersgruppe der zwischen 1980 und 2000 Geborenen, fühlen sich von dieser neuen Wohnform angesprochen. Sie sind häufig noch sprunghaft mit ihren Arbeits- und Wohnplänen, ändern diese schnell und bleiben so flexibel, haben dabei dennoch allen notwendigen Komfort. Für diese Generation ist auch der enge Austausch mit gleichgesinnten jungen Menschen sehr wichtig, weshalb dem sozialen Miteinander beim Co-Living ein sehr hoher Stellenwert beigemessen wird.
Seinen Ursprung hat das Konzept des geteilten Wohn- und Arbeitsraums in Kalifornien. Eines der ersten Co-Living-Projekte ist die Rainbow Mansion aus Cupertino. 2006 wurde es von fünf NASA-Ingenieuren gegründet und es besteht bis heute. Das sagen die Bewohner selbst zu dem, was sie sind: “A lively, bustling community house full of aspiring astronauts, virtual reality engineers, makers, entrepreneurs, Antarctica explorers, and most importantly, friends.”
Co-Living in Deutschland
Co-Living ist mittlerweile zu einem weltweiten Trend geworden. Auch in Deutschland werden mehr und mehr dieser Zweckgemeinschaften gegründet. Ein Beispiel ist das Wohnprojekt „Co-Living in Hamburg“, bei dem sich fünf junge Menschen mit ihrer Selbständigkeit und einer gemeinsamen Wohnung im Schanzenviertel zusammengetan haben und vom gemeinschaftlichen Miteinander sowohl privat als auch beruflich profitieren.
Auch die Immobilienbranche greift das Konzept Co-Living verstärkt auf. Anbieter wie etwa WeLive bieten ganze Gebäude mit gemeinschaftlichem Wohnraum für junge Menschen an. Gerade in Großstädten ist bezahlbarer Wohnraum begrenzt und soziale Kontakte sind insbesondere als Selbständiger nur schwer zu knüpfen. Indem Wohn- und Arbeitsraum miteinander verbunden werden, ergeben sich für junge Arbeitende ganz neue Möglichkeiten des Lebens in Großstädten.