Globale Social Media Trends 2019

Die Social Media-Welt ist seit jeher durch ständige Veränderung geprägt. Neue Trends entstehen in scheinbar immer kürzeren Abständen und werden ebenso schnell wieder abgelöst, wenn der nächste Hype die Welt der sozialen Medien bewegt. Gleichzeitig markierte das Jahr 2018 einen echten Wendepunkt. Mit Facebook und seiner Cambridge-Analytica-Krise spitzten sich die Probleme mit dem Datenschutz und der Integrität der sozialen Medien zu. Zahlreiche Nutzer stellten den Wert sozialer Netzwerke verstärkt in Frage, weshalb genau vor diesem Hintergrund neue und persönlichere Formate entstanden, mit denen sich Inhalte teilen lassen und ein Austausch auf privater Ebene möglich ist.

Wodurch diese Entwicklung deutlich wird? Zunächst einmal dadurch, dass sich das Pendel wieder zurück zu den „Wurzeln“ der sozialen Medien zu bewegen scheint. Denn aus Sicht der Nutzer soll Social Media heute vor allem eins sein – möglichst echt, persönlich und authentisch. Und auch für Unternehmen und Marken ergibt sich aus diesem Anspruch eine wesentliche Frage, die im Rahmen von Social Media-Strategien Berücksichtigung finden sollte: Wie können wir als Marke über unsere Social Media-Kanäle Authentizität und Vertrautheit vermitteln, um so möglichst viele Menschen glaubwürdig mit unseren Botschaften zu erreichen?

Der Hootsuite Jahresreport „Globale Social Media Trends 2019“ nennt die fünf wichtigsten Trends, auf die sich Unternehmen und Marken in diesem Jahr einstellen müssen.

Trend 1: Wieder um Vertrauen werben: Marken zeigen sich menschlicher, weil Social Media-Nutzer skeptischer werden

Wenn es um das Thema Vertrauen geht, war 2018 für die Social Media-Welt ein veritables Krisenjahr. Und nicht nur Facebook stand unter Druck, weil Nutzer und Regulierungsbehörden mehr Sicherheit, Transparenz und Sorgfalt forderten. Auch Twitter hatte mit der ungehinderten Verbreitung von Bots auf seiner Plattform zu kämpfen und musste Millionen Fake-Konten löschen. Das Resultat: Laut Edelman´s 2018 Trust Barometer Report schenken heute 60% der Menschen Social Media-Netzwerken kein Vertrauen mehr. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich Social Media-Nutzer wieder verstärkt traditionellen und vertrauenswürdigen Medien und Lokalnachrichten zuwenden. 71% der Befragten stimmen außerdem der Aussage zu, dass soziale Medien mehr zur Unterstützung des Qualitätsjournalismus tun sollten.

Um mit dieser Veränderung Schritt halten zu können, konzentrieren sich Unternehmen mittlerweile immer weniger auf hohe Reichweiten, sondern auf ein transparentes und qualitativ hochwertiges Engagement auf ihren Social Media-Kanälen. Unternehmen und Marken, die genau diese Maßnahme bereits erfolgreich umsetzen, sind unter anderem Adidas oder die New York Times. Sie schaffen Communities und teilen gut recherchierte Inhalte, dann treten sie beiseite und lassen die Nutzer miteinander kommunizieren. Eine weitere Taktik: Unternehmen verlassen sich nicht mehr nur auf prominente Influencer, sondern setzen ihre firmeneigenen Experten und Mitarbeiter wirksam als Markenbotschafter ein und vermitteln so Authentizität. Insgesamt geht es bei der Bereitstellung von Content immer mehr um die entscheidende Rolle des Kontextes – um den für den Einzelnen relevanten, interessanten und zeitnahen Content, der die Marke gleichzeitig als authentisch und aufrichtig vermittelt.

Trend 2: Storyfying Social: Content Teams passen sich an neue Formate an

Eine aktuelle Frage in Zusammenhang mit Social Media lautet: Wie sieht es mit der Zukunft des klassischen News-Feeds aus? Einer Studie der Berater von BlockParty zufolge wachsen Story-Formate 15-mal schneller als geteilte Inhalte auf Feed-Basis. 64% der Hootsuite-Befragten geben außerdem an, Instagram Stories bereits in ihre Social Media-Strategie integriert zu haben oder dies für die nächsten 12 Monate zu planen. Gleichzeitig bietet die Produktion und Verbreitung von Stories einige Vorteile. Sie sind nicht nur durchweg visuell orientiert, sondern werden auch spontan erstellt und konsumiert – nur mit einem Smartphone und einem kreativen Blick. Da sie flüchtig und nur 24 Stunden sichtbar sind, bieten sie außerdem deutlich mehr Raum für Spaß und Experimente, wirken echt, unmittelbar und persönlich.

Trend 3: Mehr Wettbewerb bei Paid Social

Mittlerweile ist bekannt, dass Unternehmen, die in den sozialen Medien präsent sein möchten, Geld in die Hand nehmen müssen. Es erscheint daher nicht verwunderlich, dass Marketingverantwortliche ihre Social Media-Werbebudgets kontinuierlich erhöhen. Bei mittlerweile 293.000 Facebook-Statusaktualisierungen pro Minute, ist es gleichzeitig schwer, sich als Unternehmen vom „Social Media-Hintergrundrauschen“ abzuheben. Insbesondere den Millenials und der Generation Z wird in diesem Kontext nachgesagt, dass ihre persönliche Selektion unerheblicher Anzeigen mittlerweile automatisiert erfolgt. Das Fazit: Unternehmen können sich zwar in den Newsfeed eines Konsumenten einkaufen, letztlich entscheidet allerdings nicht primär das Budget über den Erfolg der Anzeige, sondern vielmehr die Investition in Zeit, Kreativität und einen relevanten Content für die Zielgruppe.

Trend 4: Durchbruch im Social Commerce: Optimierte Social Media-Shoppingtechnologien sorgen für Umsatz

In Asien hat sich der Social Commerce zügig durchgesetzt. So geben 70% der chinesischen Generation Z an, direkt in den sozialen Medien zu kaufen. In anderen Teilen der Welt verhalten sich die Verbraucher trotz des großen Hypes um die Kauf-Buttons bisher doch eher zurückhaltend. Trotzdem erweisen sich Videoformate zunehmend als geeignete Brückentechnologie für Social Commerce. So ermittelte der Video Vermarkter Bright Cove durch eine Umfrage mit 5.500 Verbrauchern, dass das Anschauen eines Social Media-Videos für 74% der Befragten in Zusammenhang mit einem Kauf steht. Für Unternehmen ist es daher besonders wichtig nach Methoden zu suchen, die das Einkaufen über Social Media lebendig, interaktiv und nahtlos gestalten. Als absolutes Erfolgsrezept gilt es außerdem, gezielt zu zeigen, wie Produkte und Dienstleistungen das Leben der Kunden ganz real bereichern können.

Trend 5: Messaging auf dem Durchmarsch: Kunden erwarten eine bessere 1:1 Experience in den sozialen Medien

Die führenden Messaging-Apps – WhatsApp, Facebook, Messanger, WeChat, QQ und Skype – verzeichnen insgesamt fast 5 Milliarden aktive Nutzer monatlich. Damit übertrifft ihre weltweite Nutzerzahl heute deutlich die der traditionellen Social Media-Netzwerke. Ähnlich wie bei der Beliebtheit von Stories zeigt sich auch hier ein Umbruch, ein Wechsel vom öffentlichen Teilen bestimmter Inhalte hin zu einer privateren Kommunikation. In den USA ist Messaging bereits der bevorzugte Kanal für den Kundenservice und auch allgemein besteht großes Interesse auf Seiten der Verbraucher. Daher ist es kein Wunder, dass Marken bereits konkrete Konzepte zum Einsatz von Messaging in Content-Marketing, Vertrieb und Kundenservice entwickeln. Als klarer Vorteil gilt, dass Kundenservice via Messaging die Möglichkeit bietet, Empathie zu schaffen. Insbesondere dann, wenn Kunden mit einem Produkt oder einer Dienstleistung nicht zufrieden sind. Mit dem steigenden Volumen an Direktnachrichten sind Unternehmen 2019 zudem verstärkt gefordert, ein zentrales Postfach einzurichten, über das Anfragen aus allen Kanälen gesammelt und beantwortet werden.