100 Jahre und in Bestform: Bauhaus feiert Jubiläum

Wir schreiben das Jahr 1919 als sich in Weimar eine Gruppe von Kunstschaffenden verschiedener Disziplinen zusammentut. Unter der Leitung von Walter Gropius gründen sie in Weimar eine Kunstschule – das Bauhaus. Klingt eher unspektakulär, dahinter steckt aber eine große Vision: Gestaltung, Handwerk und Kunst sollten zusammengeführt und so etwas völlig Neues geschaffen werden. Es ging um neue Ideen und gewagte Experimente – in Architektur, Kunst und Design. Das Ziel: den Alltag und das Zusammenleben der Menschen völlig neu zu gestalten, definieren und so deutlich zu verbessern. Analog zu den sich verändernden Lebensbedingungen der Zeit.

Soweit, so gut, möchte man 100 Jahre später denken. Denn wen interessiert in Zeiten von 3-D-Druck und agilen Lebens- und Wohnmodellen eine Denkschule aus den zwanziger Jahren? Doch weit gefehlt. Obwohl die Bildungsstätte an sich aufgrund der politischen Situation in Deutschland nur 14 Jahre bestand, hat sie die Koordinaten der Gestaltung grundlegend verändert – und das bis heute. Die Bauhaus-Lehrer und -Studenten trugen ihre Gedanken in die Welt hinaus. In den USA entstand das „New Bauhaus“, in Tel Aviv ist die „Weiße Stadt“ ein noch immer bewohntes Zeugnis. Und bei uns?

Erlebt das Bauhaus 2019 ein Revival vom Feinsten. Kubische Gebäude, die Wagenfeld Lampe oder der Barcelona Chair – all dies ist Bauhaus. Für manche ist es überbewertetes Klischee, für andere der Standard für schönes Wohnen. Und doch ist Bauhaus mehr als nur Mythos. Ob Architekten, Künstler oder Designer – es gibt kaum einen Kreativen, der sich nicht mit dieser Zeit auseinandersetzt. Zahlreiche Kreative lassen sich nach wie vor vom Bauhaus inspirieren. Auch in der Wirtschaft. Das reicht von Traditionsunternehmen bis hin zu jungen Startups. Die klaren Formen und Linien, die Grundfarben, Muster und Materialien der Zeit werden für Neuinterpretationen aller Art genutzt – bei Möbeln, Tapeten, Häusern oder aber auch in der Mode. Doch im Jubiläumsjahr zeigen sich nicht nur die Bauhaus-Klassiker und ihre Neuinterpretationen so präsent wie selten zuvor. Wie wollen wir leben, wie wollen wir wohnen? Diese zentralen, ideologischen Fragen der Bauhäusler sind heute wieder so aktuell wie in den zwanziger Jahren.

Vielleicht sogar noch mehr Dynamik ergibt sich aktuell auf der kulturellen Bühne. Hier scheint es für Interessierte in diesem Jahr kaum machbar, alle Highlights zu entdecken, die deutschlandweit vom Bauhaus Verbund 2019 aufgeboten werden. Unter dem damals wie heute aktuellen Bauhaus-Motto „Die Welt neu denken“ haben sich Bauhaus-Institutionen, Stiftungen, der Bund und elf Bundesländer zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen. Die drei Bauhaus-Städte (weil früher bzw. auch heute noch Lehrorte) Weimar, Dessau und Berlin eröffnen oder planen neue Museumsbauten und bieten ein umfangreiches Programm. Darüber hinaus lassen sich in Ausstellungen und Veranstaltungen deutschlandweit Geschichte und Geschichten zu Bauhaus und Moderne entdecken. Und das an manchmal sehr überraschenden Orten – von Krefeld bis Bernau.

Wem es noch an Urlaubsplänen für dieses Jahr fehlen sollte, der kann seine freien Tage auch im Zeichen des Bauhaus verbringen. In diesem Sinne: Viel Erfolg beim „neuen Denken“!