Von Weltraumpiraten und Zauberwaldentdeckern

Man fährt in einem klapprigen Holzwagen durch eine Scheune, zu seiner Rechten sieht man Heuballen, zur Linken ein paar Pferde in ihren Boxen, dann öffnet sich das Scheunentor, man fährt auf die Freiheit zu und…fällt. Denn tatsächlich sitzt man gerade, mit einer großen Brille über den Augen, in einer Achterbahn und ist nicht etwa irgendwo auf einem Bauernhof unterwegs. Wer solch eine Situation kennt, durfte die Technologie Virtual Reality (VR) schon einmal live erleben.

Laut den Ergebnissen einer Umfrage haben 32% der Deutschen schon einmal eine VR-Brille aufgehabt, um auf diese Art und Weise einen Film zu sehen, während sogar 70% die Technologie für ein besonderes Computerspielerlebnis nutzten. Gerade in den letzten Jahren erlebte VR einen großen Hype und das Konzept, mit dem man vorübergehend in fremde Welten abtauchen kann, hielt Einzug in die verschiedensten Bereiche der Gesellschaft – inzwischen sind Virtual Reality Anwendungen häufiger im Alltag anzutreffen, als man denken möchte.

So spielt VR eine immer größere Rolle in der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie. Es gibt mittlerweile Erlebnisparks, deren Konzept darauf beruht, den Besuchern verschiedene Szenarien der virtuellen Realität zur Auswahl anzubieten und sich zum Beispiel für ein Abenteuer als Weltraumpirat oder Zauberwaldentdecker zu entscheiden.

Im Bereich Kultur und Bildung findet sich die Technologie ebenfalls, wenn etwa in einigen Museen die Ausstellungen dank VR zum Leben erweckt werden oder Schüler in vergangene Epochen reisen oder Organismen, die sie in Biologie studieren, aus nächster Nähe betrachten können. Auch im medizinischen Sektor gewinnt VR schon lange an Bedeutung, um zum Beispiel einen genaueren Eindruck einer erkrankten Körperstelle zu erhalten oder gar Phobien, Traumata und Zwangsstörungen zu therapieren. Nicht zuletzt findet Virtual Reality seinen Nutzen in der Wohn- und Immobilienbranche, indem Makler Kaufinteressenten schon vor Baubeginn einen virtuellen Rundgang im zukünftigen Heim anbieten können.

28%. So groß ist die Zahl an Unternehmen in Deutschland, die zukünftig mit VR-Lösungen arbeiten wollen. Damit liegt Deutschland auf dem vierten Platz im internationalen Vergleich, direkt hinter China, den USA und Frankreich. In Unternehmen selbst soll die Technik zur Reparatur und Wartung von Maschinen, zur schnelleren Beurteilung von Designs oder für die ortsunabhängige Zusammenarbeit eingesetzt werden. Im Kommunikationssektor wird Virtual Reality eingesetzt, um zum Beispiel Kunden ein Produkt näherbringen und ihnen gleichzeitig ein Erlebnis bieten zu können.

Eine ähnliche Idee steckt hinter Augmented Reality (AR) Anwendungen, allerdings taucht der Verbraucher hier nicht komplett in eine andere Realität ein, vielmehr werden virtuelle Elemente Teil seiner echten Welt. Bei der Whiskey-Marke Jack Daniel‘s etwa können Kunden via Smartphone-App das Etikett einer Flasche scannen und auf eine virtuelle Reise in die Geschichte der 150 Jahre alten Marke gehen – so können sie die Brennerei in Tennessee besuchen, die Herstellung des Whiskeys begleiten und mehr zur Rezeptur erfahren.

Damit bietet die Technologie, die sich hinter den großen VR-Brillengläsern verbirgt oder in einer AR-App steckt, spannende Möglichkeiten und man darf gespannt sein, welche Virtual oder Augmented Reality Anwendungen wir in den nächsten Jahren noch zu sehen bekommen werden. Also: Augen offen halten!