Likes als digitale Währung

Social Media zeigt, wie Likes zur digitalen Währung werden können. Plattformen wie Facebook, Instagram und Co. bieten nicht nur die Möglichkeit für soziale Interaktion und das Teilen von Inhalten für private Zwecke. Inzwischen sind die Apps, allen voran Instagram, auch Darstellungsfläche für viele Unternehmen und Marken. Gleichzeitig boomt der Beruf des Influencers – doch könnte sich das bald wieder ändern?

Gefällt uns das noch?

Im Sommer startete Instagram die bereits im April angekündigte Testversion seiner App, in der weder Likes noch Videoaufrufe öffentlich einsehbar sind. Irland und Italien sind als europäische Vertreter neben fünf weiteren Ländern in diesen Test involviert. Konkret heißt das, dass ausgewählte Nutzer nur noch die Likes der eigenen Beiträge und Likes, die sie selbst vergeben haben, sehen können. Für ihre Follower bleiben diese Angaben verborgen. Sie sehen stattdessen nur den Beitrag, ganz gleich ob Foto oder Video, mit der Beschreibung „xy und weiteren Personen gefällt das“.

Die Idee hinter diesem Konzept ist, den Inhalt wieder in den Vordergrund zu stellen und nicht die Likes. Instagram argumentiert, die persönliche Ebene des sozialen Netzwerks betonen zu wollen und dadurch den Druck von den Nutzern zu nehmen. Bereits mit den neuen Funktionen der Kommentar-Warnungen und Nutzer-Einschränkungen hat sich Instagram gegen Mobbing auf der Plattform positioniert. Bei den Kommentar-Warnungen wird mit Hilfe künstlicher Intelligenz ermittelt, ob ein Kommentar beleidigend ist und dann der Verfasser des Kommentars gewarnt. Dieser erhält somit die Chance, den Kommentar zu überdenken und möglicherweise abzuändern. Die Funktion der Nutzer-Einschränkung gibt den Empfängern von negativen Äußerungen die Möglichkeit, diese für Dritte zu verbergen und sich so zum einen nicht als Opfer darstellen zu lassen und zum anderen auch die Gefahr eines größeren Shitstorms abzuwenden.

Wie viel ist ein Like wert?

Für den privaten Nutzer haben Instagrams Maßnahmen sicher positive Auswirkungen, was aber passiert mit den Influencer*innen und Unternehmen, die mit Likes mitunter ihr Geld verdienen? Wir wird künftig der Wert eines Postings ohne Likes gemessen? Schließlich sind Reichweite und Likes die digitale Währung eines Influencers. Unternehmen konnten anhand dieser Angaben entscheiden, ob sich eine Kooperation lohnt. Sind Likes nicht mehr einsehbar, verändert sich die Dynamik zwischen beiden Parteien. Möglich wäre, dass Instagram die Einsicht von Likes kostenpflichtig macht. Zudem stellt sich die Frage, ob in Zukunft auch Followerzahlen verborgen werden könnten und welche Auswirkungen das auf die Nutzer der App hätte.

Im Gegensatz dazu sind vor allem private Nutzer weniger besorgt über die nicht einsehbaren Likes. Hier ist eher die Nachfrage nach einem chronologischen Einspielen der Posts höher. Sie wünschen sich, dass die Anordnung der Posts nicht mehr durch einen Algorithmus bestimmt wird und so im Feed auch wieder alle Posts – egal wie viele Follower oder Interaktion – erscheinen. Würde Instagram diesem Aufruf folgen, wäre man zumindest dem persönlichen Touch, den die App durch das Verbergen der Herzen-Anzahl erhalten soll, wieder ein Stück näher.

Ob sich Instagram mit diesen möglichen Änderungen hin zu einer vorzugsweise privat genutzten App entwickelt, wird sich jedenfalls in den kommenden Monaten zeigen, wenn die Testphase beendet ist.