Liest du noch oder hörst du schon?
Innerhalb des letzten Jahrzehnts hat die Digitalisierung auch im Buchmarkt Einzug gehalten. Dabei ist die Rezeption von Literatur im digitalen Zeitalter geprägt von Apps, Streamingdiensten und Papierfreiheit. Seit der Kindle 2007 die Möglichkeit des E-Readings revolutionierte, ist das klassische Buch in den Hintergrund gerückt. Dennoch: Das grundsätzliche Interesse an Literatur und Autoren ist ungebrochen.
So fand unter dem Motto „Ideen, die die Welt bewegen“ im Oktober die 71. Frankfurter Buchmesse statt. 7.450 Aussteller aus 104 verschiedenen Ländern haben es geschafft, 302.267 Besucher anzulocken und zu begeistern. Im Gegensatz zum Vorjahr konnte sogar ein Besucherplus erzielt werden, was nicht zuletzt auch an dem erweiterten Portfolio der Buchmesse und den spannenden sowie innovativen Konzepten, die dort vorgestellt wurden, liegen dürfte. Neben KI und Augmented Reality, spielte auch die Transformation vom Buch zum Film eine Rolle – Netflix etwa plant, gleich drei preisgekrönte Bücher zu verfilmen. Für alle, die sich statt zu lesen lieber auditiv oder visuell einen Überblick über die Geschehnisse der Frankfurter Buchmesse verschaffen wollen, empfiehlt sich beispielsweise der Podcast „Die Schaulustigen“ oder Lea Kaibs YouTube Channel, den sie neben ihrem gleichnamigen Blog Liberiarium betreibt.
Die literarischen Highlights der Frankfurte Buchmesse
- Saša Stanišić „Herkunft“: Der Autor hat für seinen Roman den Deutschen Buchpreis 2019 erhalten. Es ist eine autobiographische Erzählung, in der Stanišić von seiner Flucht aus dem kriegsgeprägten Bosnien nach Deutschland berichtet. Dabei stellt er die Frage nach Herkunft und ihrer Bedeutung.
- Jackie Thomae „Brüder“: Der Roman war auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Anhand von zwei Männern, die Brüder sind, sich jedoch nicht kennen, behandelt die Autorin die Frage, wie man zu dem Menschen wird, der man ist.
- Takis Würger „Stella“: In dem Roman wird die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte von Stella Goldschlag erzählt, einer Jüdin, die in der NS-Zeit zur Greiferin umgedreht wird. Der Roman erzählt aus Sicht des Protagonisten Friedrich, wie er auf der Suche nach Wahrheit 1942 nach Berlin kommt, dort auf Stella trifft und sich verliebt.
- Olga Tokarczuk „Die Jakobsbücher“: Die Autorin wurde in diesem Jahr nachträglich mit dem Literaturnobelpreis 2018 ausgezeichnet. In ihrem aktuellen Roman behandelt sie das Leben von Jakob Frank, dem Anführer einer mystischen Bewegung für Gerechtigkeit für sein Volk, die Juden Osteuropas.
Lesen aber anders
Die Themenwelt Frankfurt Audio stellte in diesem Jahr eine Neuheit der Frankfurter Buchmesse dar. Das Segment Audio wächst und bietet der Buchbranche so neue Möglichkeiten, etwa via Spotify und iTunes Hörbücher oder Podcasts zu konsumieren. Neben diesen breit aufgestellten Streamingdiensten haben sich auch spezielle Hörbuchapps wie BookBeat und Audible etabliert. Ein weiteres Beispiel für die mediale Transformation ist die App Blinkist. Diese ermöglicht es, Sachbücher innerhalb von 15 Minuten zu lesen oder zu hören.
Hierbei werden die Kernaussagen der Bücher zusammengestellt, sodass man sich schnell über umfangreiche Sachverhalte und komplexe Themen informieren kann. Die Bücher werden von den Blinkist-Autoren umgeschrieben, da das Urheberrecht auf diese Weise nicht verletzt wird. Auch wenn sich die Rezeption von Büchern in Zeiten der Digitalisierung bereits verändert hat und sicher auch weiter entwickeln wird, bleibt Wissen unbezahlbar und gerade Literatur fördert neue Erkenntnisse und Blickwinkel – egal, auf welche Art sie rezipiert wird.