Von Influencer zu Sinnfluencer – Sinnhaftigkeit in den sozialen Medien

Im Marketingmix von Unternehmen gehören Influencer heute häufig fest ins Programm. Durch enorm große Follower-Zahlen haben ihre Posts eine Reichweite, die der Bekanntheit einer Marke oder eines Produktes zugutekommen. Dahinter steht das Ziel, mithilfe der Beliebtheit der Influencer die Umsätze zu steigern. Doch bei genauem Hinsehen scheinen sich Beiträge, Bilder und Styles sehr zu ähneln. Was hilft also dabei, dass eine Produktplatzierung oder gar ein Influencer selbst nicht in der breiten Masse verschwindet?

Andersartigkeit ist ein Ansatz. Aus der Influencer-Masse haben sich in letzter Zeit vermehrt die Sinnfluencer hervorgehoben. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Inhalte mit einem tieferen Sinn zu vermitteln. Nachhaltigkeit gehört hier zu einem der größten Themen. Das kann von Müllvermeidung über Upcycling bis zum Bekämpfen von Lebensmittelverschwendung reichen. Neben Nachhaltigkeit sind aber auch Feminismus, Achtsamkeit sowie politische und soziale Themen wiederkehrende Elemente. Sinnfluencer sind sich ihres Einflusses bewusst und wollen diesen nicht ausschließlich zu Werbezwecken nutzen. Ihnen geht es darum ethische Handlungs- und Konsumalternativen zu fördern. Ihr Fokus auf Nachhaltigkeit hebt sie von der Masse ab.

Viele dieser Sinnfluencer haben noch keine so großen Follower-Zahlen wie andere Influencer es haben. Doch gerade diese Tatsache, die sie zu Mirco-Influencern macht, hilft ihnen zu ihrem Erfolg. Ihre Größe macht es leichter, passgenau eine Zielgruppe anzusprechen und in ihrer Community ein hohes Engagement zu erreichen. Authentizität ist außerdem ein Schlüsselelement. Sinnfluencer promoten ausschließlich Produkte, die sie ausführlich recherchiert haben, zu denen all ihre Fragen von den Herstellern beantwortet wurden und die sie selbst benutzen. Sie leben die Prinzipien, die sie über soziale Medien vermitteln. Sie füllen eine klare Vorbildfunktion aus. Wären sie nicht konsequent, würde ihnen die nötige Glaubwürdigkeit fehlen und sie würden zu einem weiteren Greenwashing Phänomen werden. Ebenso wenig hätten sie eine Chance, neue Follower für sich zu gewinnen oder aktuelle Follower zu halten.

Natürlich bleiben Sinnfluencer aber immer auch Influencer, die durch das Posten von Produktempfehlungen Geld verdienen. Doch genau wie die Produkte, die sie präsentieren, wählen sie auch ihre Kooperationen gezielt aus, sodass Partnerschaften mit Unternehmen zu langjährigem Zusammenarbeiten führen. Dabei geht ihre Rolle oft über die reine Produktkommunikation hinaus, so dass sie zu einer Art Botschafter werden. Neben Werbeeinnahmen zählen aber auch das Schreiben von Büchern und das Halten von Vorträgen, die auf das jeweilige Interessengebiet eines Sinnfluencers aufmerksam machen und Probleme tiefer behandeln, auf ihre Authentizität ein und erhöhen ihren Bekanntheitsgrad.

Gerade für Unternehmen, die sich aktiv mit den Themen Nachhaltigkeit und Achtsamkeit auseinandersetzten, können Kooperationen mit Sinnfluencern deutliche Chancen bieten. Sinnfluencer erreichen vor allem ein junges Publikum, das immer umweltbewusster wird und laut dem Cassandra Report einen erkennbaren Einfluss auf das Kaufverhalten eines Haushaltes hat. Mit einer geschätzten Kaufkraft von 29 bis 143 Milliarden Dollar wird die Generation Z zur größten Verbrauchergeneration und kann mit ihren Kaufentscheidungen den Markt bewusst beeinflussen. Stimmen Markenideale und Ideale der Sinnfluencer-Follower überein, kann sich eine Markttreue entwickeln, aus der ein Unternehmen über Jahre hinweg Vorteile ziehen kann.

Soziale Medien haben sich zu einem Ort entwickelt, in dem Meinungen geäußert werden. Sinnfluencer und ihre nachhaltigen Communities fordern immer mehr Änderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein oder sozialen Missständen, an denen ihnen etwas liegt. Sie nutzen das Potential aktiv, um an einer besseren Zukunft mitzuarbeiten und so einen gesellschaftlichen Wandel hervorzurufen. Durch kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum wird versucht, Verantwortung zu übernehmen und eine Balance zwischen Konsum und Nachhaltigkeit zu finden. Letztendlich geht es aber nicht nur darum, den Konsum zu verändern, sondern insgesamt weniger zu konsumieren, achtsamer im Umgang mit seiner Umwelt zu sein und Aufmerksamkeit zu entwickeln, die tatsächlich auch zum Handeln führt.