Das Webinar: Unser neuer ständiger Begleiter?

Ob zu Weiterbildungszwecken, internen Schulungen oder der Einführung neuer Produkte – Webinare begleiten uns seit einigen Jahren durch den persönlichen und beruflichen Alltag. Doch vor allem die Kontaktbeschränkungen zu Beginn der Corona-Krise haben diesen digitalen Seminaren zu neuem Erfolg verholfen, da zahlreiche Veranstaltungen in den virtuellen Raum verlegt wurden und so trotzdem stattfinden konnten.

Zentraler Bestandteil von Webinaren ist die Interaktion und Diskussion unter den Teilnehmern. Auch wenn grundsätzlich über Webinare eine Vielzahl an Teilnehmern gleichzeitig erreicht werden könnte, gilt: Je interaktiver ein Webinar gestaltet ist, desto weniger Plätze sollten angeboten werden, um allen Beteiligten auch eine erfolgreiche Teilnahme zu ermöglichen.  Zudem sollte bei der Planung natürlich beachtet werden, ob sich Teilnehmer gegebenenfalls in anderen Zeitzonen befinden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zeit- und Kosteneffizienz, denn auf eine Anreise zum Veranstaltungsort kann bei Webinaren natürlich verzichtet werden.

Software für die Durchführung von Webinaren gibt es unzählige: Edudip, GoToWebinar, Webinaris, ClickMeeting und Zoom, um nur einige wenige zu nennen. Um eine passende Option auszuwählen, sollten im Voraus Bewertungskriterien festgelegt werden, die bei der Auswahl helfen. So sind Ziel, Zweck, Teilnehmerzahl, Budget, Interaktivität und Dauer wichtige Faktoren, in denen sich die Anwendungen unterscheiden können.

Einer der bekanntesten Anbieter auf dem deutschen Markt ist Edudip. Die Webinare-Plattform ist ohne vorherige Installation sofort zu benutzen und nach eigener Angabe datenschutztechnisch unbedenklich, da sie zu 100 Prozent DSGVO-konform sei. Neben der eigentlichen Webinar Funktion verfügt Edudip außerdem über einen eigenen Marktplatz, über den Webinare ge- und verkauft werden können, sodass Neukundengewinnung sowie Kundenbindung aktiv unterstützt wird.

Gehört Edudip zu den günstigeren Webinare-Angeboten, so gehört GoToWebinar eher zu den teureren Anwendungen, verfügt aber auch dementsprechend über eine größere Anzahl an Funktionen. Besonders interessant kann diese Software für Webinare sein, die mit mehreren Co-Moderatoren stattfinden sollen. Auch durch seine Analyse- und Berichtfunktion, mit der Webinare im Anschluss ausgewertet werden können, unterscheidet sich GoToWebinar von anderen Anbietern.

Die Webinar Software Webinaris wurde ebenfalls von einem deutschen Anbieter entwickelt, legt ihren Fokus allerdings mehr auf Automatisierung und Verkaufsfunktion. Zwar bietet diese Plattform keine Live-Webinare an, doch können aufgezeichnete Webinare an beliebigen Zeitpunkten abgespielt werden und entsprechend mehr Teilnehmer erreichen als einmalige Live-Webinare. Über automatisierte voreingestellte E-Mail-Versände, die aktiviert werden, sobald ein Teilnehmer einen bestimmten Punkt im Webinar erreicht, kann dennoch eine gewisse Interaktivität erreicht werden

ClickMeeting ist ein browserbasierter Anbieter, der sich durch eine relativ einfache Benutzeroberfläche auszeichnet. In Webinaren, die 4 bis 6 Stunden dauern können, können zahlreiche kollaborative Tools verwendet werden, um die Teilnehmer aktiv einzubinden. Darunter befinden sich unter anderem die Whiteboard-Funktionen, die Darstellung von importierten YouTube-Videos, das Screen-Sharing, aber auch Meeting-Umfragen und das Erstellen von Tests, die während des Webinars bearbeitet werden können.

Vor allem die Videokonferenz- und Webinar-Plattform Zoom hat durch die plötzliche Veränderung der Arbeits- und Lernwelt in den letzten Monaten ein enormes Wachstum erfahren. So ergab eine Erhebung des IT-Unternehmens SimilarWeb, dass die monatlichen Besuche der Internetseite zoom.us im Februar 2020 noch 106 Millionen betrugen während es im März schon 803 Millionen waren und im April bereits 1.904 Millionen. Auch Zoom zeichnet sich durch die Möglichkeit des kollaborativen Arbeitens mit der Whiteboard-Funktion und den Break-out-Rooms aus. Besonders beliebt, vor allen bei jüngeren Generationen, sind aber hauptsächlich die Filter, die man während eines Webinars über seinen eigenen Video-Feed legen kann, um sich selbst oder seinen Hintergrund zu verändern. Trotz des Erfolges, den Zoom in den letzten Monaten verzeichnen konnte, musste die Plattform auch Rückschläge hinnehmen. In vielen Unternehmen, vor allem in Deutschland, wird von der Nutzung des Dienstes aus datenschutzbedenklichen Gründen abgeraten. Dies liegt unter anderem daran, dass Zoom-Meetings nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt sind.

Eine Expertenbefragung des MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung zur künftigen Bedeutung von E-Learning-Anwendungen in deutschsprachigen Unternehmen aus dem Jahr 2019 kam überdies zu dem Ergebnis, dass 79% der Befragten Webinaren in den kommenden drei Jahren eine zentrale Bedeutung zuschreiben. Bedenkt man, dass diese Umfrage noch vor dem Ausbruch des Corona-Virus durchgeführt wurde, dürfte sich dieser Wert deutlich gesteigert haben.

Und noch ein kleiner Fun Fact am Ende: „Webinar“ ist seit dem 02.07.2003 als Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragen, Patentbesitzer ist Mark Keller. Eine beschreibende Nutzung des Begriffes Webinar ist erlaubt, eine Nutzung im Sinne einer Marke jedoch nicht. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wählt einfach alternative Bezeichnungen wie Online-Seminar oder Online-Schulung.