Digital Detox: Tippst du noch oder entspannst du schon?

Es klingelt, vibriert, leuchtet auf, zeigt Push Nachrichten an und teilt uns unmittelbar mit, wenn wir auf Instagram verlinkt worden sind – das smarte Mobilfunktelefon, nahezu immer verfügbar und daher ganz schön häufig in Gebrauch. Kein Wunder eigentlich, schließlich geht die Nutzung des Smartphones mit zahlreichen positiven Effekten einher: Es ist Freitagabend und die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung sind aufgrund der momentanen Corona-Pandemie stark eingeschränkt? Na, zumindest ist auf Social Media immer etwas los. Das erste Mal mit dem Auto auf einer völlig unbekannten Strecke unterwegs und der eigene Orientierungssinn versagt? Google Maps wird es schon richten! Der Zug ist auf dem Weg zur Arbeit überfüllter als es einem aktuell lieb sein dürfte und bietet daher keinerlei Entspannung? Wie gut, dass man immerhin Spotify, YouTube und Netflix auch mobil nutzen kann. Denn eines soll ja bloß nicht aufkommen: Genau, Langeweile.

So schön es auch sein mag, dass wir dank zahlreicher technischer Geräte um uns herum immer und überall genau das konsumieren können, wonach uns gerade zumute ist, umso erschreckter stellen wir in anderen Momenten fest, dass wir während der eigentlich so sehr herbeigesehnten Quality Time nach Feierabend immer wieder unsere Nachrichten und E-Mails prüfen. Oder aber, wie aufgeschmissen wir uns teilweise fühlen, wenn das eigene mobile Endgerät aufgrund fehlender Morgenroutine ausnahmsweise mal zuhause liegen geblieben ist: Hoppla, und nun?

Der gewohnte Griff zum Smartphone erfolgt häufig automatisiert und ohne kritische Selbstreflexion. Wozu auch? Wir wollen schließlich „nur mal kurz“ schauen, was es eigentlich so Neues gibt, im Privaten, oder aber in der großen und schnelllebigen Welt da draußen. Generell gilt: Das Smartphone hat sich innerhalb der letzten Jahre nicht nur zum nützlichen Allrounder entwickelt – das Lieblingsgerät der Deutschen wird auch immer intensiver und universeller verwendet. Das bestätigt auch die Studie „Smartphone-Nutzung am Limit? Der deutsche Mobile Consumer im Profil“, die im Februar 2020 – also sogar noch vor der Corona-Pandemie – von Deloitte publiziert und auf Grundlage einer Befragung von insgesamt 2.000 Konsumenten durchgeführt wurde:

94% der Smartphone-Besitzer benutzen das Smartphone täglich. Dabei schauen 50% der Nutzer zwischen 18 und 24 Jahren mindestens einmal pro Stunde nach neuen WhatsApp-Nachrichten. Außerdem interessant: Ganze 31% der Befragten spüren den deutlichen Zwang, dauernd auf das Smartphone schauen zu müssen, während sogar 24% angeben, bereits Apps gelöscht zu haben, da sie diese im Vorfeld als „Zeitfresser“ im Alltag wahrgenommen hatten. Während sich die Nutzung in Deutschland grundsätzlich also intensiviert, steigt gleichzeitig auch der Anteil jener Konsumenten, die den Umfang ihrer Smartphone-Nutzung kritisch sehen, so das Ergebnis der Deloitte-Studie. Dabei werden vermehrt auch negative Begleiterscheinungen des Smartphone-Konsums – wie beispielsweise Unkonzentriertheit, spätes Einschlafen oder Kopfschmerzen – von den Befragten wahrgenommen.

Hinzu kommt, dass die Mediennutzung in Deutschland vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie erneut rasant gestiegen ist. So geht aus dem Media Activity Guide von SevenOne Media und Discovery Deutschland hervor, dass die Deutschen aktuell jeden Tag 620 Minuten – also 10 Stunden und 20 Minuten lang – verschiedene Medienangebote konsumieren. Im Vergleich zum Vorjahr (556 Minuten pro Tag) ist der Konsum folglich um mehr als eine Stunde gestiegen – ein neuer Höchstwert! Besonders stark vom Anstieg betroffen ist dabei die Internetnutzung: Mit 133 Minuten pro Tag sind es ganze 36 Minuten mehr als im Vorjahr.

Gerade in Zeiten sozialer Isolation nutzen wir digitale Geräte besonders häufig, um uns einerseits abzulenken, andererseits aber natürlich auch, um unsere Kontakte aufrechterhalten zu können und diese zu pflegen. Eine kleine Auszeit, eine „digitale Pause“, erscheint in solchen Ausnahmesituationen umso wichtiger.

Digital Detox – die „digitale Entgiftung“ – und, damit verbunden, ein kritischer sowie deutlich reduzierter Konsum bestimmter Medien, ist eine Bewegung, die genau diesen Entwicklungen entgegenwirken soll. Dabei bedeutet Digital Detox nicht, anti-digital zu leben, sondern beschreibt eher den Versuch, eine neue digitale Balance für sich zu finden – nicht nur durch einen reduzierten Konsum, sondern auch durch das Erkennen und Hinterfragen digitaler Gewohnheiten, die so zu positiveren Routinen umgewandelt werden können. Gerade bei der gewaltigen Informationsflut, der wir heutzutage ausgesetzt sind, kann Digital Detox dabei helfen, zu mehr Ruhe und Entspannung zu finden – und das erfreulicherweise unabhängig davon, wie die eigene „digitale Entgiftung“ in der Praxis dann aussieht. Ein paar Tipps, wie der Verzicht etwas leichter gelingen kann, gibt es natürlich auch:

Push Nachrichten ausschalten

Vor allem das ständige Aufleuchten unserer Handybildschirme sorgt dafür, dass unsere Aufmerksamkeit immer wieder gestört wird. Das Ausschalten der Push Nachrichten ist daher ein hilfreicher erster Step, der sich schnell und einfach umsetzen lässt und ganz sicher für mehr Konzentration und Ruhe sorgen wird

Die Benutzung klassischer „Offline-Apps“

Die meisten von uns nutzen ihr Handy nicht nur zum Telefonieren oder Tippen von Textnachrichten, schließlich eignet es sich auch bestens als Wecker und Navigationssystem oder lässt die Speicherung digitaler Einkaufszettel zu. Wer seine Handynutzung gerne reduzieren möchte, sollte vielleicht hin und wieder auf die analogen Varianten zurückgreifen. Und wer weiß, vielleicht macht sich der stylishe Old School-Wecker auf dem Nachtschränkchen oder der selbstgeschriebene Einkaufszettel am Kühlschrank optisch gar nicht mal so schlecht.

Smartphone-freie Zone zuhause

Wahrscheinlich jeder kennt dieses Phänomen: Gerade in den eigenen vier Wänden tragen wir unser Handy häufig pausenlos mit uns herum, laden es über Nacht sogar neben uns am Bett auf. Und das, obwohl längst bekannt sein sollte, dass diese Vorgehensweise schon allein aufgrund der Handystrahlungen nicht sehr gesundheitsförderlich ist. Sich eine oder mehrere Smartphone-freie Zonen zuhause einzurichten, hat daher viele Vorteile. Dabei bietet sich insbesondere das Schlafzimmer sehr gut als solche Zone an – mehr Entspannung vor dem Einschlafen und ein tieferer Schlaf ohne lästige Vibrationen inklusive.

Digital Detox-Apps

Wer noch ein bisschen Unterstützung bei der „digitalen Entgiftung“ braucht, kann zusätzlich auch auf bestimmte Apps zurückgreifen, die zur Entwicklung eines kritischen Bewusstseins in Sachen Handynutzung beitragen.

Die App Space: Diese App eignet sich bestens dazu, das eigene Nutzungsverhalten genau zu tracken, um so herauszufinden, wofür man das Handy eigentlich am meisten verwendet. Ganz individuell können dann in der App Zeitlimits eingerichtet und Ziele gesetzt werden, um so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen.

Die App Offtime: Diese App aus Berlin kann gezielt dazu genutzt werden, Anrufe und/oder bestimmte Apps automatisiert zu blockieren, um dem Nutzer so wieder mehr handyfreie Zeit zu ermöglichen. Im Fokus steht hier die digitale Balance im Alltag.