#Clubhouse – Vernetzung auf die Ohren

Es sind nun schon ein paar Tage vergangen, seitdem die neue Social Media App Clubhouse in Deutschland online ging. Für die meisten kam sie aus dem Nichts und löste plattformübergreifend einen regelrechten Hype auf Twitter, LinkedIn und Instagram aus. Doch woher genau kommt Clubhouse, welche Möglichkeiten bietet die neue App und welche Eigenheiten, vielleicht sogar Risiken bringt sie mit sich?

In der Techszene nicht neu

Clubhouse stammt aus der Start Up Szene in San Francisco und besteht dort schon eine Weile. Schon im Frühjahr 2020 gab es erste Berichte in der Tech- und Startup-Szene über die neue App, die von Paul Davison und Rohan Seth entwickelt wurde. Durch prominente Unterstützung von Schauspielern wie Ashton Kutcher oder Dallas Mavericks Besitzer Mark Cuban sowie einigen namenhafte Investoren im Silicon Valley wurde Clubhouse in den USA schnell berühmt und stieg enorm an Wert. Für die Techszene kam der Hype nach dem Deutschland Release Mitte Januar also nicht ganz unerwartet.

Eine Art Live-Podcast mit aktiver Teilnahme

Bei Clubhouse können die User sogenannten „Räumen“ beziehungsweise Rooms beitreten, um dort Gesprächen zuzuhören oder sich selbst aktiv zu beteiligen. Auch können die Hosts der Räume bestimmten Mitgliedern spezielle ModeratorInnen-Funktionen erteilen. Die User, die „nur“ zuhören, können mittels digitalem Handzeichen signalisieren, dass sie gerne etwas sagen möchten. Sprechen ist ein gutes Stichwort, denn die Räume funktionieren alle ohne Bewegtbild und rein auditiv. Aus diesem Grund kann man auch von einer Art Live-Podcast mit der Option zur aktiven Beteiligung sprechen.

Besondere Exklusivität und das Thema Datenschutz

Den regelrechten Hype hat der neue Club vor allem wegen seiner besonderen „Türpolitik“ ausgelöst: Denn derzeit kann man der neuen Social-Media-Plattform nur auf Einladung beitreten und das auch nur, wenn man im Besitz eines iPhones ist. Das Einladungssystem funktioniert über die Nutzer, die der App Zugriff auf alle ihre Kontakte gewähren. Das führte in den vergangenen Tagen oft zu Kritik und Datenschutzbedenken. Wenn sich jemand zum Beitritt entscheidet, erhalten seine Kontakte wiederum eine Push-Benachrichtigung und können ihm den Zutritt gewähren. Ohne einen Einladungslink, von dem jedes Mitglied im Clubhouse nur zwei zur Verfügung hat, und ohne Kontakte, die Clubhouse bereits nutzen, gestaltet sich der Eintritt also als sehr schwierig. Hinzu kommt die Exklusivität für iOS-User.

FOMO und Rassismus-Kritik

Die besondere „Türpolitik“ entfachte zudem eine Diskussion um das in sozialen Netzwerken weit verbreitete Phänomen „Fear of Missing Out“ (FOMO). Die Angst, etwas zu verpassen, kann hier aus zweierlei Hinsicht betrachtet werden: Zum einen könnten jene, die keinen Zutritt zur App erhalten, psychischen oder sozialen Druck empfinden, weil sie nicht Teil des Hypes sind und nicht mitreden können. Zum anderen müssen „Clubhouse-Bewohner“ entscheiden, welchem Raum sie beiwohnen, was wiederum das Gefühl auslösen könnte, in einem der zahlreichen anderen Räume wichtige oder spannende Gespräche zu verpassen. Das FOMO-Phänomen wird in der Szene auch in Bezug auf andere soziale Netzwerke immer wieder diskutiert, doch auf keines traf es zuletzt so zu wie auf Clubhouse. Die Rolle der Moderierenden innerhalb der Räume wurde ebenfalls stark diskutiert und kritisiert, da diese von Personen ausgefüllt werden, die nicht Teil der Clubhouse-Teams sind. ModeratorInnen organisieren sich in Eigenregie, sodass prinzipiell jeder einen eigenen Raum mit ausgewählten Usern erstellen kann. Hier setzt die Kritik an, die an dieser Stelle Raum für Rassismus, Sexismus und Verschwörungstheorien sieht.

Eine App mit Potential

Trotz mancher Kritik, die App trifft gerade in der aktuellen Situation den Nerv der Zeit: Die Nutzung auditiver Medien hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. So lag etwa die Nutzung von Podcasts bei durchschnittlich 3 Stunden pro Woche. Im vergangenen Jahr gaben sogar mehr als die Hälfte der Deutschen an, noch intensiver als zuvor Podcasts zu hören. Auch die Nutzungsdauer klassischer Radiosender verzeichnete 2020 ein Plus von 52% im Vergleich zum Vorjahr.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie Unternehmen und Marken Clubhouse für sich nutzen und welche Rolle auditive Medien künftig in der Kommunikationsstrategie spielen werden. Die ersten Unternehmen und Marken haben bereits eigene Räume eröffnet. Dazu gehören beispielsweise Viva con Agua, Gehalt.de oder auch German Dream.